Meldungen aus dem Landesverband Brandenburg
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Zum Tode Eckard Fichtmüllers: Erinnerungskultur verliert starke Stimme

Ein Leben für die Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf

Eckard Fichtmüller (1940-1925)


Mit dem Tod von Eckard Fichtmüller am 23. Juli 2025 verliert Brandenburg eine Stimme, die jahrzehntelang an die Opfer des sowjetischen Speziallagers Nr. 5 erinnert hat. Der ehemalige Superintendent und langjährige Vorsitzende der Initiativgruppe Internierungslager Ketschendorf / Speziallager Nr. 5 e.V. starb im Alter von 84 Jahren.
 

Mehr als Rückblick: Auftrag für die Gegenwart

Fichtmüllers Engagement richtete sich nie nur auf die Vergangenheit. Er verstand die Erinnerung an die mehr als 10.000 Männer, Frauen und Jugendlichen, die zwischen 1945 und 1952 in Halbe interniert waren, als Auftrag für die Gegenwart. In einer Zeit, in der die letzten Zeitzeugen verschwinden, machte er deutlich: Erinnerungskultur muss weitergetragen werden – durch neue Generationen.
 

Kontinuität und Verantwortung

Seine Arbeit knüpfte an das Werk von Pfarrer Ernst Teichmann an, der die würdige Gestaltung der Grabstätten auf dem Waldfriedhof Halbe entscheidend prägte. Fichtmüller führte diese Linie fort: nicht anklagend, sondern in christlicher Verantwortung und mit einem zutiefst menschlichen Verständnis. Damit wurde er zu einem wichtigen Partner des Volksbundes in Brandenburg.

„Eckard Fichtmüller hat gezeigt, dass Erinnerung nicht beim Vergangenen stehen bleiben darf. Er verband die Schicksale der Opfer mit Fragen, die uns heute betreffen: Freiheit, Recht, Frieden. Mit seinem Tod verlieren wir einen Partner, der Orientierung gab – sein Auftrag bleibt bestehen“, sagt Oliver Breithaupt, Geschäftsführer des Volksbundes in Brandenburg.
 

Was bleibt – und was kommt

2016 wurde Fichtmüller für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Bis zuletzt begleitete er die jährlichen Gedenkveranstaltungen in Halbe – Seite an Seite mit dem Volksbund.

Sein Tod markiert keinen Schlusspunkt, sondern eine Zäsur. Die Frage, die er selbst immer wieder stellte, bleibt: Wie bewahren wir das Andenken an die Opfer, wenn die Stimmen derer, die dafür eingestanden sind, verstummen?

Der Volksbund in Brandenburg sieht darin Verpflichtung und Chance zugleich: Das Gedenken an die Opfer des Speziallagers Halbe zu bewahren – und es in die Gegenwart zu übersetzen.